Ketamininfusion

Neue Perspektiven in der Therapie bei Depressionen, chronischen Schmerzen oder Suchterkrankungen.

Ketamininfusion

Ketamin ist seit Jahrzehnten als Narkosemedikament in der Anästhesie im Gebrauch und dafür zugelassen. 

Eine Ketamininfusion hat sich als vielversprechende Behandlungsmethode für verschiedene Erkrankungen, darunter chronische Schmerzen, Depressionen und Suchterkrankungen, etabliert. 

1. Behandlung von Schmerzen: 

Ketamin wirkt als Analgetikum und kann bei chronischen Schmerzen, wie z.B. neuropathischen Schmerzen oder Fibromyalgie, eingesetzt werden. Es beeinflusst die Schmerzverarbeitung im Gehirn und kann die Schmerzempfindung signifikant reduzieren. Die Infusion ermöglicht eine schnelle und gezielte Wirkung, was besonders für Patienten von Vorteil ist, die auf herkömmliche Schmerzmittel nicht ausreichend ansprechen.

2. Behandlung von Depressionen, posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS), Angstzuständen und anderen psychischen Erkrankungen: 

In der Psychiatrie hat Ketamin aufgrund seiner schnellen antidepressiven Wirkung an Bedeutung gewonnen. Während traditionelle Antidepressiva oft Wochen benötigen, um Wirkung zu zeigen, können Ketamin-Infusionen innerhalb von Stunden oder Tagen eine Verbesserung der Stimmung bewirken. Dies ist besonders hilfreich für Patienten mit therapieresistenter Depression, die auf andere Behandlungen nicht ansprechen. Die genaue Wirkungsweise ist noch nicht vollständig verstanden, aber es wird angenommen, dass Ketamin die synaptische Plastizität im Gehirn fördert und die Verbindung zwischen Nervenzellen stärkt.

3. Behandlung von Suchterkrankungen: 

Ketamin wird auch als potenzielle Therapie für Suchterkrankungen untersucht. Es kann helfen, die Entzugssymptome zu lindern und das Verlangen nach Suchtmittel zu reduzieren. Durch die Veränderung der neuronalen Schaltkreise, die mit Belohnung und Suchtverhalten verbunden sind, kann Ketamin dazu beitragen, die Rückfallrate zu senken und den Patienten zu einem stabileren emotionalen Zustand zu verhelfen.

Anwendung und Sicherheit: 

Die Ketamin-Infusion wird in der Regel in einer kontrollierten medizinischen Umgebung durchgeführt, um die Sicherheit der Patienten zu gewährleisten. Die Behandlung erfolgt unter Aufsicht von Fachpersonal. Sie werden laufend überwacht mit Pulsoxymetrie (Messung der Sauerstoffsättigung), Herzfrequenz-Messung und Blutdruck-Kontrollen. 

Die Dosierung wird individuell angepasst.

Eine Begleitperson für den Nachhauseweg ist unbedingt erforderlich. Das Führen eines KFZ bzw. Teilnahme im Straßenverkehr ist nicht erlaubt am Ketamin-Tag (bis 24 Stunden danach).

In unserer Praxis kombinieren wir Ketamin mit Hypnose Anwendung. 

Hypnose kann dazu beitragen, das Unterbewusstsein des Patienten zu erreichen und tief liegende emotionale oder traumatische Erinnerungen anzusprechen. Dies kann den Heilungsprozess unterstützen und die Wirkung von Ketamin verstärken.

Nebenwirkungen

Wie bei jeder medizinischen Behandlung können auch bei Ketamin-Infusionen Nebenwirkungen auftreten. 

Als Nebenwirkungen nach der Ketamininfusion können während der Therapie leichte Wahrnehmungsveränderungen vom Sehen und von Geräuschen vorkommen. 

Nach der Ketamintherapie können über einige Stunden anhaltende leichte Benommenheit und Müdigkeit sein, und leichte Kreislaufbeschwerden. Daher sollten Sie sich am Ketamin-Behandlungstag erholen und Ruhe gönnen, sie können aber auch Spazierengehen und sich bewegen.

Von anstrengenden Aktivitäten und starker körperlicher Belastung sowie geistigen-psychischen Belastungen wird am Behandlungstag abgeraten. 

Therapiedauer:

Wir empfehlen 3-6 Infusionen einmal pro Woche. Um die Wirkung dauerhaft aufrecht zu erhalten, benötigen Sie Auffrischungsinfusion alle 4-8 Wochen.

Insgesamt zeigt die Forschung, dass Ketamin-Infusionen eine vielversprechende Option für Patienten darstellen, die unter chronischen Schmerzen, Depressionen oder Suchterkrankungen leiden, insbesondere wenn andere Behandlungsansätze nicht den gewünschten Erfolg bringen.

Kostenerstattung:

Bisher wird die Ketamintherapie nicht von gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Privatversicherungen können einen Antrag auf Kostenübernahme genehmigen.

Vor der Durchführung einer Ketamin-Infusion ist ein Sprechstundentermin bei einer unserer Ärztinnen erforderlich.

 

Haben Sie Fragen? Zögern Sie nicht, uns anzusprechen – wir stehen Ihnen gerne für eine individuelle Beratung zur Verfügung!

Wenn Sie möchten, können Sie auch ganz bequem online einen Beratungstermin in unserer Sprechstunde vereinbaren. Wir freuen uns auf Sie!

Literatur 

  1. Organization, W.H., WHO model list of essential medicines: 18th list, April 2013. 2013.
  2. Borris, D.J., E.H. Bertram, and J. Kapur, Ketamine controls prolonged status epilepticus. Epilepsy research, 2000. 42(2-3): p. 117-122.
  3. Fang, Y. and X. Wang, Ketamine for the treatment of refractory status epilepticus. Seizure, 2015. 30: p. 14-20.
  4. Hsieh, C.-Y., et al., Terminating prolonged refractory status epilepticus using ketamine. Clinical neuropharmacology, 2010. 33(3): p. 165-167.
  5. Kramer, A.H., Early ketamine to treat refractory status epilepticus. Neurocritical care, 2012. 16(2): p. 299-305.
  6. Manocha, A., K.K. Sharma, and P.K. Mediratta, Possible mechanism of anticonvulsant effect of ketamine in mice. 2001.
  7. Prüss, H. and M. Holtkamp, Ketamine successfully terminates malignant status epilepticus. Epilepsy research, 2008. 82(2-3): p. 219-222.
  8. Rosati, A., et al., Efficacy and safety of ketamine in refractory status epilepticus in children. Neurology, 2012. 79(24): p. 2355-2358.
  9. Synowiec, A.S., et al., Ketamine use in the treatment of refractory status epilepticus. Epilepsy research, 2013. 105(1-2): p. 183-188.
  10. Zeiler, F., Early use of the NMDA receptor antagonist ketamine in refractory and superrefractory status epilepticus. Critical care research and practice, 2015. 2015.
  11. Barenboim, I. and B. Lafer, Maintenance use of ketamine for treatment-resistant depression: an open-label pilot study. Brazilian Journal of Psychiatry, 2018. 40(1): p. 110-110.
  12. Stetka, B. and D. Feifel, Hope in Treatment-Refractory Depression. 2013.
  13. Newport, D.J., et al., Ketamine and other NMDA antagonists: early clinical trials and possible mechanisms in depression. American Journal of Psychiatry, 2015. 172(10): p. 950-966.
  14. Feifel, D., et al., Low-dose ketamine for treatment resistant depression in an academic clinical practice setting. J Affect Disord, 2017. 221: p. 283-288.
  15. Alberich, S., et al., Efficacy and safety of ketamine in bipolar depression: A systematic review. Rev Psiquiatr Salud Ment, 2017. 10(2): p. 104-112.
  16. Kraus, C., R. Lanzenberger, and S. Kasper, Ketamine for the Treatment of DepressionKetamine for the Treatment of DepressionLetters. JAMA Psychiatry, 2017. 74(9): p. 970-970.